“Ich mache Dich innerhalb von drei Monaten zum Top-Speaker” - eine solche Werbung habe ich gerade wieder gesehen. Ist es wirklich möglich, innerhalb einer so kurzen Zeit auf die Bühne zu gehen und wirklich Speaker*in zu werden? 

Das kann nicht sein! Es braucht viel Vorbereitung und Arbeit, um Speaker*in zu werden und geht nicht so schnell. Mit diesem Mythos muss ich nun wirklich aufräumen! Speaking lässt sich nicht innerhalb von drei Monaten erlernen. 

Solche Werbungen finde ich unmöglich. Ich mag es nicht, wenn mit den Träumen von Menschen gespielt wird. Diese Unehrlichkeit kann ich kaum aushalten. Wie die Realität aussieht, wenn Du Speaker*in werden möchtest, erkläre ich Dir hier. 

Die ganze Folge kannst Du Dir direkt hier anhören.

 Speaker-Ausbildung - wie lange dauert sie wirklich?

Ich arbeite ehrenamtlich (also unbezahlt) als Ausbilderin für Speaker*innen bei der GSA (German Speaker Association), welche eine Speaker-Ausbildung anbietet. Diese dauert 12 Monate. In dieser Ausbildung lernst Du unter anderem auch, einen Businessplan zu schreiben und erhältst am Ende ein Zertifikat als “Professional Speaker”. 

Das heißt nicht, dass Du dann damit automatisch schon Geld verdienst! Die Ausbildung legt die Grundlagen, um Speaker*in zu werden. Dafür wird ein ganzes Jahr veranschlagt, nicht nur wie in der von mir genannten Werbung drei Monate. 

An einer Jahresausbildung sind über 40 Dozenten beteiligt und schauen sich die Vorträge, Inhalte und Performance immer und immer wieder an. Dieses Jahr fand die Abschlussprüfung vor einem etwas größeren Publikum statt. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Entwicklung die Teilnehmer*innen innerhalb eines Jahres machen. 

Doch dafür arbeiten sie an ihrer Speech kontinuierlich und das 12 Monate lang! Als Ergebnis liefern die Speaker*innen dann auch einen super Job ab am Ende. Der Auftritt vor Publikum ist dabei ein extrem wichtiger Baustein, um zu lernen, wie man interagiert und welches Feedback man unmittelbar während des Vortrags bekommt.

 

Professionelle Vorträge brauchen Zeit

Es zeigt sich auch in meiner täglichen Arbeit in den Coachings, dass der Weg auf die Bühne seine Zeit dauert! Für eins meiner letzten Coachings setzte ich mit der Kundin ca. zwei Stunden an, um an ihrem Vortrag zu arbeiten. Meine Kund*innen sind auf ihrem Gebiet die Expert*innen, wir diskutieren also nicht ihre eigentlichen Inhalte, sondern wie sie die Message möglichst gut transportieren können. 

Meine Kundin und ich arbeiteten im Coaching am Einstieg in ihren Vortrag, die eigentliche Struktur und an ihren Geschichten und wie sie diese platzieren könnte. Und damit waren die zwei Stunden schon voll ausgeschöpft. 

Danach beginnt erst ihre eigentliche Arbeit. Nun muss sie den Vortrag schreiben, mit Inhalten füllen und die Präsentation dazu entwerfen. Die Folien müssen erstellt oder korrigiert werden. 

Wenn das erledigt ist, machen wir uns an die Performance. Wie wird meine Kundin sich und ihr Thema auf der Bühne präsentieren? Hierfür habe ich meine eigene Methode entwickelt, die wir strukturiert durchgehen - und auch das braucht Zeit. 

Das ist ein anstrengender Prozess! Denn wir erarbeiten jedes Mal ein ganz eigenes Konzept für einen Vortrag, bei mir gibt es kein “one size fits all”, welches Dir übergestülpt wird.

Gewisse Gesetzmäßigkeiten werden selbstverständlich berücksichtigt, doch wir schauen immer, welcher Vortragstyp Du bist und was individuell zu Dir passt. Wir setzen Storytelling dosiert und fokussiert ein. Um einen Vortrag professionell zu halten, braucht es Zeit!

Wenn Du mit einem fertigen Vortrag zu mir kommst, welchen Du schon mehrfach gehalten hast, kann es auch mal schneller gehen. Dann gehen wir die Präsentation gemeinsam durch und ich gebe Dir Tipps, wie Du sie verändern könntest. Dafür ist es jedoch notwendig, dass Du schon sehr erfahren bist. 

 

Das manipulative Spiel mit den Hoffnungen, Erwartungen und Träumen

Ich kann von mir selbst nach 30 Jahren Erfahrung wirklich behaupten, ein Bühnen-Profi zu sein. Ich kenne die Gesetzmäßigkeiten der Bühne sehr gut. Und trotzdem passieren natürlich auch mir Fehler! Doch mit jedem Mal auf der Bühne und mit jedem Coaching lerne ich. 

Und trotzdem werde ich nicht für 20.000 € gebucht. Für diese Summen werden auch wirklich nur ganz wenige Speaker*innen gebucht. Das sind dann hauptsächlich Prominente wie Eckart von Hirschhausen oder Joey Kelly. 

Wenn nun eine Person verspricht “Ich mache Dich in drei Monaten zum Top-Speaker.", dann ist das meiner Meinung nach ein Spiel mit den Hoffnungen, Erwartungen und Träumen der Menschen. Diese Versprechen sind reine Manipulation. Teilweise werden Menschen sogar dazu angehalten, sich Geld zu leihen, um an diesen Programmen teilnehmen zu können!

Ich finde es enorm gefährlich, wenn dann Aussagen fallen wie “Wenn Du mir jetzt noch nicht vertraust und Dir nicht zutraust, Dir diese Summe zu leihen und in mein Programm zu investieren, dann stimmt etwas mit Deinem Mindset nicht.”. 

Hier ganz klar mein Appell an Dich: Leihe Dir bitte KEIN Geld, um zu mir in ein Coaching oder in einen Workshop zu kommen! Ich freue mich über alle, die dabei sind. Doch wenn Du es Dir nicht leisten kannst, kontaktiere mich bitte über einen anderen Weg und wir schauen, was wir tun können. 

Ich möchte nämlich keinesfalls, dass sich jemand Geld bei Verwandten leiht oder einen Kredit aufnimmt, um mit mir zu arbeiten. Denn ich kann Dir nicht versprechen, dass Du Top-Speaker*in wirst. Daran sind so viele Faktoren beteiligt, dass es keine Garantie gibt. 

Der Jahrgangsbeste aus der GSA-Akademie hat einen Vertrag im Speakers Excellence Top 100 Katalog bekommen. Doch auch das heißt nicht, dass diese Person mit ihrem Thema automatisch ständig gebucht wird. 

Vielleicht zerstöre ich damit nun Illusionen, doch ich finde es wichtig, dass Du weißt, wie es wirklich ist. Wenn Du den Anspruch hast, Top-Speaker*in als alleinigen Beruf zu haben, ist es ein sehr langer Weg. Und auf diesem Weg helfen Dir sicherlich nicht meine Kolleg*innen, die mit “in drei Monaten zum Top-Speaker” werben. 

Solltest Du Dich nun doch für ein solches Angebot interessieren, dann habe ich einen wichtigen Rat an Dich: Schau nicht so sehr auf die Liste der Dozent*innen. Denn das werden aus Marketing-Gründen sicherlich hoch dotierte Top-Speaker*innen sein. 

Achte lieber ganz genau auf die Liste der Absolvent*innen. Frage genau nach, wer es denn wirklich geschafft hat, innerhalb von drei Monaten Top-Speaking-Aufträge zu bekommen. Mit Honoraren, die den hohen Kosten des Programms gerecht werden. 

Um im Speaking wirklich richtig gut zu werden, brauchst Du viel Zeit und hauptsächlich die Erfahrung auf der Bühne. Und diese Bühnen fehlen meistens in diesen beworbenen Kurzprogrammen. Bitte achte darauf, dass die Qualität auch stimmt und keine unrealistischen Versprechen gemacht werden!