Frédéric Letzner ist einer der Top-100-Speaker, ein begnadeter Tänzer und absoluter Ernährungsexperte. Jetzt ist er endlich bei mir zu Gast im Interview! Wir sprechen über seine Bühnenperformance, sein Buch “Zu blöd zum Leben - Gesundheit geht anders” und darüber, was wir als Speaker*innen mit unseren Themen in der Welt bewegen können. Und keine Sorge, das Thema “Gesundheit” ist bei Frederic alles andere als langweilig!

Das ganze Interview kannst Du Dir "direkt hier anhören.

Wie Frédéric zufällig Speaker wurde

Frédéric war früher selbst übergewichtig und hat darüber seinen Weg in die Gesundheitsbranche gefunden. Er arbeitete sogar in seiner eigenen Praxis für Ernährungsberatung mit Krankenkassen zusammen. Er sagt selbst, er war komplett in der “klassischen Gesundheitsblase”. 

Im Laufe seiner Karriere setzte er sich viel mit der menschlichen Psychologie auseinander. So hielt Frédéric irgendwann darüber Seminare und Vorträge und kam so in die Speaker-Szene. Und nun ist er mittendrin! 2020 gewann er sogar den “Newcomer Award” der GSA (German Speaker Association). 

Während der Pandemie konnte Frédéric nach einiger Zeit seine Seminare und Veranstaltungen auch online umsetzen. Da er auch im Bereich Gesundheitspsychologie unterwegs ist, wurde er dann ebenfalls für dieses Thema öfter angefragt. 

 

“Zu blöd zum Leben – Gesundheit geht anders” 

Frédérics Buch “Zu blöd zum Leben – Gesundheit geht anders” ist definitiv anders, als andere Buchtitel. Frédéric erklärt, dass er überall in der Gesundheitsszene beobachten kann, dass Menschen wirklich so gesehen werden, als wären sie nicht intelligent genug, um Gesundheitsthemen zu verstehen. Man müsse ihnen das alles nochmal erklären. Insbesondere auch übergewichtige Menschen würden als dumm angesehen und bräuchten nochmals das Wissen, dass der Apfel gesünder ist, als die Schokolade. 

In Frédérics Augen haben Gesundheitsthemen nichts mit rationalem Wissen zu tun. Laut Frédéric geht es viel mehr um psychologische und emotionale Zusammenhänge, Prioritäten, Leistungsdruck und Bedürfnisse. Sein Buch zeigt auf, dass jedes Verhalten eine Funktion hat, auch wenn es ein destruktives und ungesundes Verhalten ist. 

Das Buch karikiert auf humorvolle und einfache Art und Weise die Psychologie hinter unserem Gesundheits- und Ernährungsverhalten. Genauso, wie Frédéric es auch auf der Bühne normalerweise macht. 

Der Ausdruck “keine Zeit haben” zeigt eigentlich, dass es uns nicht wichtig genug ist. Keine Zeit für die eigene Gesundheit zu haben, ist eine (unbewusste) Entscheidung. Frédéric sagt, über 50% der Deutschen gehen krank zur Arbeit. Sie stellen die eigene Gesundheit unter den Wert des “Funktionierens”. Der Stellenwert von Gesundheit ist in unserer Gesellschaft niedriger angesiedelt. 

Frédéric sagt, die Pandemie hat daran wenig geändert. Denn krank zu arbeiten ist nun noch viel einfacher geworden, denn wir können im Homeoffice bleiben. Die Einstellung zu diesem Thema hat sich im Grunde nicht wirklich geändert. 

 

 

Frédérics Anfänge auf der Bühne 

Frédéric stand bereits mit 14 Jahren auf der Bühne und spielte in einer Rock- und Punkband. So war er es gewöhnt, vor vielen Menschen aufzutreten und spricht auch ohne Anspannung vor ihnen. Er sagt selbst, dass er nie ein Rhetorikseminar oder Sprachtraining besucht hat. 

Sein Tipp: Versuche, auf der Bühne so zu sprechen wie mit Deinem besten Freund in der Kneipe. 

Trotzdem war Frédéric am Anfang auch nervös und auch heute hat er noch Situationen, in welchen ihn die Aufregung erfasst. Mit der Routine kommt die Entspannung, wobei Frédéric eine freudige Aufregung als etwas Gutes ansieht. 

Am Anfang seiner Speaker-Karriere hatte Frédéric oft den Anspruch, dass alles bei seinen Auftritten perfekt laufen muss. Wenn dann aber nicht die von ihm erwartete Resonanz vom Publikum kam, verkrampfte er sich und dadurch wurde es eigentlich nur noch schlimmer. 

Mit der Zeit entwickelte er das Credo “irgendwas ist immer” – Mikrofon weg, die Technik funktioniert nicht oder sonstige Störungen treten auf. Frédéric lernte, sich nicht immer 100 % an sein Skript halten zu müssen, sondern lockerer an die Sache heranzugehen. So schaffte er es, auch mal zu improvisieren und entspannt mit der Situation zu arbeiten, so wie sie ist. 

 

Wie Frédéric Humor in seine Vorträge bringt

Frédéric mag Provokation ganz gerne, er legt gerne den Finger in die Wunde und liebt Witze, bei welchen das Publikum nicht weiß, ob es lachen oder weinen soll. Das erzeugt er dadurch, dass er über Tabuthemen spricht, die wirklich tief gehen, aber beim Sprechen leicht lächelt. 

Auch Klischee- und Rollenbilder helfen Frédéric dabei, seine Vorträge humorvoll zu gestalten. Er nutzt gerne das alte Bild des “echten Mannes”, um gewisse Prinzipien von Gesundheitsfragen darzustellen. Dabei erwähnt er Dinge wie “XXL-Schnitzel, Riesen-Currywurst, Kampftrinken, Whiskey und Zigarre”. Dieses überspitzte Beispiel hält uns einen Spiegel vor, bringt die Menschen aber auch zum Schmunzeln. 

Frédéric sagt auch, dass sich der Humor in seinen Vorträgen mit der Zeit entwickelt. Er baut hier und da mal ein Wort oder einen Satz ein, welcher eine Reaktion beim Publikum auslöst und verfeinert dies dann beim nächsten Mal. Meist nutzt er dafür Dinge, bei denen sich das Publikum ertappt fühlt. 

Ein Beispiel hierfür ist die Frage “Wer hat schon mal über sein eigenes Sättigungsgefühl hinaus gegessen?”, welche Frédéric dann auch immer weiter ausschmücken kann und sogar fragt “oder sogar bis zum Übergeben?”. Wir kennen es vermutlich alle. 

Die Gründe dafür sind ganz vielfältig. Als Kinder lernen wir, den Teller leer zu essen. Als Erwachsene wollen wir nichts wegschmeißen, kaufen größere Packungen, die im Vergleich günstiger sind oder denken beim “All you can eat” Buffet, dass es sich ja lohnen muss. Oder wir merken gar nicht, wie viel wir essen, da wir durch einen Film abgelenkt sind. Wieder andere mögen das Gefühl, dass der Bauch schon anfängt zu schmerzen vom Essen.  

Wer hierüber mehr erfahren will, kann Frédérics Buch lesen oder ihn gleich für einen Vortrag buchen.

Frédéric möchte es mit seinen Inhalten anders machen. Er sagt, 98 % der Vorträge auf Ernährungstagungen drehen sich um reine Wissensvermittlung. Doch diese allein bringt die Menschen nicht weiter. Denn wir müssen dieses Wissen auch anwenden und daran scheitert es meistens. Die Hintergründe, warum es daran scheitert, beleuchtet Frédéric in seiner Arbeit.

Er sagt, viele Probleme in diesem Bereich entstehen auf der Basis eines Leistungsgedanken. 

 

Wie Frédéric seine Vorträge gestaltet  

Da Frédéric über eine sehr große Expertise verfügt, erstellt er selten komplett neue Vorträge, sondern hat zu allen seinen Themen schon Vortragsteile. Diese setzt er wie in einem Baukastensystem zusammen. Er sagt, wenn er wollte, könnte er auch fünf Stunden am Stück reden, genug Material hat er.

Trotzdem baut Frédéric immer wieder neue Dinge in seine Vorträge ein. Wenn er Witze hört, die zu seinem Thema passen, nimmt er diese gerne auf. Neue Geschichten und Gedanken probiert er auch zunächst in Seminaren aus. 

Diese neuen Geschichten werden häufig nach seinen Vorträgen von Menschen aus dem Publikum an ihn herangetragen, mit der expliziten Erlaubnis, diese zukünftig in seinen Vorträgen zu nutzen. 

Manches hört er auch von Bekannten, wie zum Beispiel die Geschichte, dass im 18. Jahrhundert viel mehr frisch gebackene Mütter starben, wenn ein Chefarzt die Geburt leitete, als wenn nur Hebammen dabei waren. Es lag daran, dass die Chefärzte zuvor meist im Leichenkeller zu tun hatten und direkt von dort zur Geburt kamen, ohne sich dazwischen die Hände zu waschen. Eine spannende und wahre Geschichte, welche Frédéric zukünftig in seine Vorträge einbauen kann. 

 

“Tanze 21 Tage für 7 Minuten am Tag und Du bist schlanker”

Mir werden tatsächlich auf den sozialen Medien oft Werbungen ausgespielt, welche mir Challenges und Trainings vorschlagen, die mich schnell und effektiv zur Wunschfigur bringen sollen. Ich frage Frédéric, was er von solchen Angeboten hält. 

Er antwortet, dass wir auch hier wieder beim Thema Effizienz und Leistung gelandet sind. Diese Werbungen sollen uns triggern, doch ein solches Programm auf kurze Zeit bringt uns nichts. Wir müssen unsere Gewohnheiten dauerhaft und in kleinen Schritten ändern, so dass sie zu unserem Leben passen. 

“Ob eine Diät wirkt, weißt Du erst nach fünf Jahren” – wir müssen laut Frédéric in längeren Zeiträumen denken. Doch da wir in einer effizienten und leistungsorientierten Gesellschaft leben, sind wir dafür nicht geduldig genug. 

 

Frédérics berührendster Moment auf der Bühne

Triggerwarnung: Essstörungen, Suizidgedanken

Frédéric war einige Zeit mit dem Thema “Selbstbild, Ernährung und Ernährungspsychologie im Kontext von Digitalisierung und Social Media” an Schulen unterwegs. Er sprach mit Schulklassen darüber, das Gefühl zu haben, nicht genug zu sein, perfekt sein zu müssen, idealisierte Körper und auch Suizidgedanken, die daraus resultieren.

Nach einem Vortrag kam ein ca. 13-jähriges Mädchen zu ihm und sagte, sie leide seit zwei Jahren an Bulimie und fragte, was sie tun könne. Frédéric gibt zu bedenken, dass diese Störung häufig bereits im frühen Jugendalter mit 10 oder 11 Jahren beginnt und sich dann meistens bis Anfang 20 hinzieht, bis der Körper dann immer geschwächter ist. Nach Hilfe zu fragen, ist einer der schwierigsten Schritte für die Betroffenen. 

Für Frédéric war es ein großer Erfolg, dass dieses Mädchen nach Hilfe fragte und er sie dann weitervermitteln konnte. Denn je früher etwas gegen die Essstörung unternommen werden kann, desto höher ist die Aussicht auf Erfolg. Frédéric merkt außerdem an, dass Essstörungen die häufigste Todesursache bei Jugendlichen sind. 

Er erlebte auch schon die Situation, dass er mit einer Klasse darüber diskutierte, warum ein Mädchen ihre eigenen Suizidgedanken auf Social Media postete. Laut der Aussage eines Schülers suche sie “ja nur Aufmerksamkeit”. Später im Gespräch verstanden die Schüler*innen, dass die Suche nach Aufmerksamkeit ein Hilferuf ist und nicht einfach ignoriert werden sollte. 

Es kam immer wieder vor, dass sich nach diesen Vorträgen junge Menschen bei ihm meldeten und er ihnen weiterhelfen konnte. Frédérics Beispiel zeigt mal wieder, dass wir als Speaker mit unserem Thema wirklich etwas bewegen können! 

 

Welche Message Frédéric Dir noch mitgeben möchte: 

“Druck rausnehmen” – egal ob es darum geht, auf die Bühne zu gehen oder ob es sich um die eigene Gesundheit handelt. Frédéric sagt, je perfekter wir es machen wollen, desto eher vergessen wir, wie viel wir schon geschafft haben und wo es schon gut läuft. 

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