Endlich haben Frank Asmus und ich einen Termin gefunden, ein Interview für meinen Podcast aufzunehmen. Und ich war wirklich aufgeregt ihn zu interviewen! Frank ist ein echter Profi und zeigt uns heute wirklich tiefe Einblicke in das Speakerleben. Er lässt, fast im wahrsten Sinne des Wortes, die Hosen runter und berichtet auch über Momente, in denen es so gar nicht gut lief. Außerdem verrät Frank, worauf es bei einer richtig tollen Rede ankommt!
Frank und ich teilen uns die Leidenschaft für Business und Bühne! Frank Asmus kommt aus dem Theater, ist Regisseur und arbeitet mit großen DAX-Vorständen, Spitzenpolitikern und Olympiasiegern. Er ist strategischer Kommunikationsprofi und ist selbst ein Top-Speaker. Frank weiß also auch aus der Praxis, wovon er spricht. Er hält Keynotes und inspiriert damit seit vielen Jahren tausende von Menschen. Zudem ist er Bestseller-Autor - er schrieb das Buch “Impact”. Was es damit auf sich hat, welche Gemeinsamkeiten wir haben und welche Geheimnisse ich Frank entlocke, erfährst Du hier im Interview!
Das ganze Interview kannst Du Dir direkt hier anhören.
Warum hat die “Wirkung” eine so große Bedeutung für Frank?
Ich finde, Frank strahlt eine unglaublich feine Eleganz aus, wenn er einen Raum betritt. Wirkung ist ein großes Thema, welches schon an seinem Buchtitel “Impact” zu erkennen ist. In seinem Theaterregie-Studium war eine Schauspielausbildung inkludiert. Frank erfuhr schon früh, dass wir auf der Bühne das Publikum berühren und begeistern – dass es um den “Impact” geht.
In der Wirtschaft und der Politik geht es dabei eher um einen strategischen Impact. Die Menschen sollen zu einem bestimmten Ziel geführt oder für eine Sache überzeugt werden. Frank kennt die Parallelität und die Unterschiede zwischen der Schauspiel-Bühne und der Business-Bühne. Auf der Schauspiel-Bühne möchten wir die Menschen entertainen. Ein Spitzenpolitiker hat andere Ziele.
Frank betont, dass der Untertitel seines Buchs absichtlich “Wie Sie sich und andere begeistern” trägt. Er gibt zu bedenken, dass die Arbeit zuerst im Innen geschehen muss. Würde man anfangen, zunächst an der Körpersprache zu arbeiten, wirke das schnell künstlich. Frank ist der Meinung, dass Authentizität wichtiger ist als rhetorische Fähigkeiten. In Wahrheit, so sagt er, brauchen wir keine großen Rhetorik-Kniffe, um viele Menschen von uns zu begeistern.
Viel wichtiger ist die innere Überzeugung, um dann andere zu überzeugen. Zunächst muss geklärt werden, was die Keymessage und die Coremessage ist. Was willst Du eigentlich aussagen, was ist Deine Botschaft? Danach kann die Dramaturgie wie in einem Theaterstück drumherum aufgebaut werden. Und erst dann kümmerst Du Dich um die Inszenierung, welche für Frank der Verstärker der Dramaturgie ist. Danach kommt die Vorbereitung – das kennst Du ja von mir. Ohne eine richtige Probe geht nichts, sagt auch Frank!
Dieses Konzept überträgt Frank seit vielen Jahren auf die Wirtschaft. Der Ausgangspunkt war Steve Jobs, der sagte “Marketing is theater.”. So kam Frank auf die Idee, die Aspekte des Theaters ganz genau zu übertragen. Er ist der Pionier der Szene, er war der Erste, der sich Keynote-Coach nannte.
Ein Start-Up-Pitch oder eine Keynote halten – wo ist der Unterschied?
Die “Keynote” ist eigentlich der erste Ton, auf welchen sich ein A-capella-Chor einstimmt. Steve Jobs war einer der ersten, der dieses Wort für Präsentationen nutzte. An einem Tag mit vielen Vorträgen gibt es die eine, zentrale Präsentation – die Keynote.
Wenn eine Person aus dem Vorstand auf die Bühne geht und die neue Strategie für das nächste Jahr vorstellt, ist das die zentrale Präsentation. Alle anderen Vorträge drumherum sollten darauf abgestimmt sein.
Eine gute Keynote hat laut Frank 3 Aspekte: Eine große strategische “Flughöhe” – also ist sie kein Expertenvortrag, sie hat ein paar “Deep Dives” bei welchen als Kompetenznachweis in die Tiefe gegangen wird und ist trotzdem persönlich. Durch das Storytelling entsteht eine große Identifikation, mit welcher die Zuhörer stark bewegt werden.
Ein Pitch hat eine andere Struktur, beispielsweise die ganz alte “Why, How, What”-Struktur. Warum gibt es diese Idee, wie wird sie umgesetzt und was wurde bisher gemacht? Frank als Regisseur mag auch die 3er- oder 5er-Strukturen wie in der klassischen Dramaturgie. Wobei 5er-Strukturen eigentlich auch 3er-Strukturen sind, die noch einen Anfang- und Endteil mit dabei haben.
Frank erklärt uns kurz, was es mit der 3er-Struktur auf sich hat: Im Theater gibt es seit der Antike in der Dramaturgie drei Akte, die Trias. In Athen gab es sogar drei Stücke an einem Tag. Auch in der heutigen Zeit haben beispielsweise Hollywood-Filme drei inhaltliche Teile. Im Militär und der Politik gibt es auch oft drei Punkte, die genannt werden. Mehr können wir uns Menschen im Stress auch meist nicht merken.
Drei ist die magische Zahl, da wir Menschen oft in Dreierbezügen denken: Morgens – Mittags – Abends, These – Antithese – Synthese. Und noch viele mehr! Wenn die Menschen Dir auf der Bühne gut folgen sollen, baue an den wichtigen Stellen eine Trias ein!
Was ist die größte Herausforderung auf der Business-Bühne?
Da Frank mit sehr vielen Unternehmern zusammenarbeitet, möchte ich von ihm wissen, welche Herausforderungen er häufig beobachten kann.
Viele “Business-Menschen” haben zunächst einmal Schwierigkeiten mit dem Thema Offenheit und Emotionen. Doch Frank sagt, um zu überzeugen, ist nicht unbedingt eine expressive Persönlichkeit notwendig. Wenn wir an Elon Musk denken, ist dieser auch eher verschlossen in seinem Auftritt. Er braucht dennoch keine Arbeit an der Körpersprache für seinen Impact, da er in seiner Botschaft immer glasklar ist und weiß, welche zentralen Bedürfnisse er adressiert und er ist glaubwürdig. Elon Musk zeigt Gefühle auf seine Weise, doch er muss nicht expressiv sein.
Coaches sind keine Therapeuten
Frank erzählt im Interview von bewegenden Erlebnissen in seinen Coachings. Er begleitete beispielsweise einen Vater, der auf der Bühne über den Tod des eigenen Sohnes erzählte. Frank sagt, er ist in solchen Momenten vollkommen in der Situation und trotzdem gleichzeitig in der Beobachterrolle. Er weiß, was er tut und kann auch aussteigen. Denn er ist kein Therapeut. Für einen Coach ist es wichtig, solche Situationen empathisch zu begleiten, aber die eigenen Grenzen zu kennen.
Speaking ist keine Therapie, doch die Bühne kann therapeutisch wirken. Und der Prozess hat viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Wir entfalten uns selbst, um auf der Bühne zu stehen und etwas zu präsentieren.
Was macht für Frank einen “Top Speaker” aus?
Für Frank bedeutet Speaker zu sein, die Menschen zu inspirieren. Ein guter Speaker braucht für ihn eine hohe Energie und einen sehr guten Kontakt zum Publikum. Für ihn ist die Hingabe wichtig, mit welcher ein Speaker die Menschen begeistert.
Der Markt für Speaker-Coaches ist schwierig zu durchschauen. Frank sagt, es gibt sehr viele, die Großes versprechen, aber selbst keine Speaker sind. Wenn diese Coaches auf der Bühne sprechen, haben sie sich oft dort ihren Platz mit viel Geld erkauft.
Frank rät Dir, genau zu schauen, woher dieser Coach kommt. Ist diese Person ein Bühnenmensch und selbst Speaker? Wer selbst auf der Bühne steht, kennt den Markt und weiß genau, um was es geht.
Wann ist bei Frank mal was so richtig schiefgegangen?
Im Interview konnte ich Frank auch ein Geheimnis entlocken, was er vorher noch nie jemandem außer seiner Familie erzählt hat!
Im letzten Skiurlaub hielt Frank, entgegen seiner Gewohnheit, eine Keynote online. Er hatte sein Equipment dabei und fuhr für diesen Tag in ein schickes Hotel im Tal. Oben Hemd und unten Skihose fand er nach langem Suchen die Konferenzräume des Hotels. Natürlich klappte nichts, doch darauf war Frank bereits eingestellt, das passiert öfter. Er sagt: “Erwarte das Unerwartbare”.
Er war gut vorbereitet und konnte alle Hindernisse überwinden. Also ging es los…
Doch er hatte an diesem Tag zu viel getrunken, was sich genau dann bemerkbar machte. Und die Toilette befand sich am anderen Ende des Hotels, was Frank niemals in der verbliebenen Zeit geschafft hätte. Die Lösung in der Not war dann ein großes Wasserglas, was Frank bereits ausgetrunken hatte… Die Keynote war ein voller Erfolg, als später eine Angestellte des Hotels kam, wollte Frank aber sein “Getränk” doch lieber nicht von ihr abräumen lassen.
So ist das Leben! Danke Frank für Deine Offenheit. Ich denke, in solchen Momenten hilft uns die Bühnenerfahrung und wir können improvisieren.
Wie gelingt es Frank, nun mittlerweile Online-Keynotes zu halten?
Frank sagt, er hatte Glück beim Umstieg. Apple, sein Kunde, stieg bereits sehr früh komplett auf Onlineformate um. So konnte sich Frank direkt anpassen und hatte weniger Hemmungen, sich sofort gutes Equipment zuzulegen und sich zu Hause ein richtiges Studio zu bauen. Frank fand sich Schritt für Schritt ein.
Trotzdem gibt es Herausforderungen, irgendetwas klappe immer nicht, sagt Frank. Es sieht zwar immer alles so glatt und perfekt aus, was es nicht ist! Die Technik hängt, man schwitzt oder die Internetverbindung spielt nicht mit. Doch Frank sagt, niemand beherrscht die Technik, bevor er sich nicht mit ihr auseinandergesetzt hat. Da geht es allen gleich!
Franks Tipp zum Schluss:
Wenn Du auf der Bühne bist, dann zählt nur noch eine Sache: Hingabe. Hingabe zu den Menschen und zu Deinem Thema. Dich für andere hinzugeben, befreit Dich aus Deiner Ich-Bezogenheit und entfaltet Dein Potenzial. Außerdem sind die Menschen dann auch viel begeisterter von Dir!
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